Häufig gestellte Fragen zu Pay or Okay

Sogenannte Pay-or-Consent-Systeme sind in Europa auf dem Vormarsch. Das System wurde einst von journalistischen Websites eingeführt, die ihre Einwilligungsraten steigern wollten. Inzwischen hat aber auch Meta den Ansatz für Instagram und Facebook übernommen.

Im Folgenden haben wir einige der am häufigsten gestellten Fragen zum Thema „Pay or Okay“ zusammengestellt, um zu erklären, worum es dabei geht und warum dieser Ansatz für die Einwilligung im Internet gefährlich ist.

1. Was ist Pay or Okay?

Pay or Okay beschreibt eine Art von Einwilligungsantrag auf Websites, Plattformen oder in Apps. Die Verweigerung der Einwilligung kostet dabei Geld und erfordert in der Regel die Anmeldung zu einem Abonnement. Die Zustimmung ist hingegen kostenlos.

Dieses System wird auch als Consent or Pay oder PUR-Abonnement bezeichnet.

 

2. Wo wird Pay or Okay verwendet?

Bezahlen oder Okay wird von Online-Plattformen, Medienunternehmen und allgemeinen Websites verwendet. Es wird häufig in Österreich, der Tschechischen Republik, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und dem Vereinigten Königreich verwendet.

Prominente Beispiele sind Facebook, Instagram und nationale Nachrichtenagenturen wie Le Monde, El País, La Repubblica, Der Spiegel.

 

3. Warum soll ich plötzlich für den Datenschutz bezahlen?

Pay or Okay wurde eingeführt, weil Unternehmen glauben, dass sie damit mehr Geld verdienen können.

Wenn du einwilligst, können die Unternehmen deine Daten unter anderem dazu verwenden, dir (sehr invasive) personalisierte Werbung zu zeigen. Auf diese Weise verdienen sie Geld.

Bei Pay or Okay, willigt fast jeder ein, da die Alternative im Abschluss eines kostenpflichtigen Abonnements besteht. Damit lässt sich mehr Geld verdienen als mit einem gewöhnlichen Cookie-Banner.

 

4. Kann ich mein Grundrecht auf Datenschutz verkaufen?

Nein, das grundrecht auf Datenschutz ist unveräußerlich. Das bedeutet, dass dieses Recht für alle gelten sollte, nicht nur für diejenigen, die es sich leisten können.

Wenn das Recht verkauft werden könnte, wäre es kein Grundrecht mehr, sondern ein Luxus. Damit wird der Diskriminierung aufgrund des Einkommens Tür und Tor geöffnet.

Diese Sichtweise wurde vom Europäischen Datenschutzausschuss bestätigt.

 

5. Es gibt doch zwei Möglichkeiten. Was ist das Problem?

Empirische Untersuchungen zeigen, dass 99 % der Menschen auf die "Einwilligen"-Option klicken. Dies wird durch Zahlen der Industrie bestätigt.

Allerdings sind nur etwa 3 % der Nutzer:innen bereit, Marketing-Cookies zu akzeptieren.

Das bedeutet, dass Pay or Okay die Nutzer:innen effektiv manipuliert. Die Zahlungsoption dient nur dazu, die Illusion einer Wahlmöglichkeit zu schaffen.

 

6. Warum willigen so viele Menschen ein?

Dies ist noch nicht geklärt, aber es werden derzeit Untersuchungen durchgeführt.

Mehrere Faktoren könnten eine Rolle spielen:

  • Aufwand: Die Einwilligung erfordert nur einen einzigen Klick. Die Verweigerung der Zustimmung hingegen erfordert in der Regel die Einrichtung eines Kontos mit einer E-Mail-Adresse, die bestätigt werden muss, sowie eine Online-Zahlung. Dies erfordert einige Minuten.
  • Der Preis: Es besteht keine Bereitschaft zu zahlen oder der Preis ist zu hoch. Insbesondere, wenn die Zahlungsoption auf mehreren Websites/Diensten gewählt wird, steigt der Betrag für die Verweigerung der Einwilligung immer weiter an.
  • Abonnement: Die Nutzer:innen wollen kein Abonnement mit wiederkehrenden Zahlungen abschließen, das sie dann kündigen müssten.
  • Zielgerichtetes Browsing: Die Nutzer:innen sind an den Inhalten interessiert und wählen die schnellste Option, um dorthin zu gelangen.
  • Nicht verstanden: (Einige) Nutzer verstehen nicht, dass es eine binäre Wahlmöglichkeit gibt, und glauben, dass sie trotzdem einwilligen müssen.

 

7. Untergräbt "Pay or Okay" die Idee der Einwilligung?

Ja, „Pay or Okay“ untergräbt die Idee der Einwilligung. Eine Aufforderung zur Einwilligung muss eine echte oder freie Wahl“ bieten. Die Möglichkeit, ebendiese zu verweigern, sollte nicht „zeitaufwändiger“ als die Erteilung der Einwilligung sein. Ein „Pay or Okay“ -Banner erfüllt diese Kriterien eindeutig nicht.

 

8. Aber es steht mir doch frei, den Dienst nicht zu nutzen, oder?

Du kannst eine Website oder einen Dienst jederzeit verlassen. Dies gilt jedoch unabhängig vom Gesetz. Eine Regelung der Einwilligung wäre sinnlos, wenn sie nur eine Option beschreibt, die man sowieso Fall hat.

 

9. Okay, aber Unternehmen müssen ihre Dienste doch irgendwie finanzieren, oder?

Ja, natürlich müssen Dienstleistungen finanziert werden. Aber mit Pay or Okay lassen die Unternehmen dich für deine Rechte zahlen. Das ist so ähnlich, als ob man zahlen müsste, um nicht diskriminiert zu werden.

Stattdessen könnten sich die Unternehmen auf andere Einnahmequellen stützen, z. B. indem sie eine Zahlung für tatsächliche Inhalte beantragen.

 

10. Wie viel mehr Geld verdient ein Medienunternehmen im Durchschnitt mit Pay or Okay?

Nach unseren Schätzungen verdient ein durchschnittliches Medienunternehmen 0,24 % mehr, wenn es Pay or Okay anstelle eines herkömmlichen Cookie-Banners einsetzt.

 

11. Wie viel Geld verdient ein Medienunternehmen im Durchschnitt pro Nutzer und Monat?

Untersuchungen zufolge verdient ein deutsches Nachrichtenunternehmen aus den Top 50 0,24 € pro Nutzer und Monat (Tracking aktiviert).

Wenn du deine Zustimmung verweigern willst, zahlst du jedoch ein Vielfaches davon. Bei Le Monde sind es sogar 12,99 Euro pro Monat.

 

12. Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram haben ebenfalls begonnen, "Pay or okay" zu verwenden. Gibt es einen Unterschied zu gewöhnlichen Websites?

Selbst auf gewöhnlichen Websites liegen die Zustimmungsraten bei 99 % oder mehr (siehe oben bei Frage Nr. 5). Daher macht die besondere Stellung von Social-Media-Plattformen („Netzwerkeffekt“ und dergleichen) keinen wesentlichen Unterschied für die Entscheidungen der Nutzer:innen.

Der Europäische Datenschutzausschuss kam bereits zu dem Schluss, dass Pay or Okay für große Plattformen wie Facebook und Instagram illegal ist. Folglich sollte es auch für andere Websites illegal sein.

 

13. Welche Folgen hätte es, wenn "Pay or Okay" legal wäre?

Wenn Pay or Okay legal wäre, würde der Begriff der Einwilligung weitgehend irrelevant werden.

Ein paar Beispiele:

  • Ein Hotel könnte dich bitten, einer Kamera in deinem Zimmer „zuzustimmen“  oder 15 € extra zu zahlen, wenn du die Kamera ablehnst.
  • Ein Autohersteller könnte von dir verlangen, dass du der Weitergabe deiner Standortdaten „zustimmst“  – oder 20 € mehr pro Monat zahlst, wenn du sie ablehnst.
  • Eine Fluggesellschaft könnte dich auffordern, beim Einsteigen die Gesichtserkennung zu nutzen – oder 20 € zu zahlen, wenn du dies nicht möchtest.

 

Termin: März 2025