Wizz Air: 1 € für einen Flug, 35 € für deine DSGVO Rechte
Am 21.10.2020 reichte noyb eine DSGVO Beschwerde gegen die größte Billigfluggesellschaft Mittel- und Osteuropas, Wizz Air, ein. Eine Passagierin änderte ihren Familiennamen. Trotz des Rechts auf Berichtigung nach der DSGVO verlangte die Fluggesellschaft 35 € an Telefongebühren für die Aktualisierung eines Nachnamens. Die entsprechende E-Mail wurde nie aktualisiert, was dazu führte, dass E-Mails von Wizz Air nicht zugestellt wurden. Vor allem während der Corona-Krise ist es von entscheidender Bedeutung, persönliche Informationen auf dem neuesten Stand und in Übereinstimmung mit den Reisedokumenten zu halten.
Namensaktualisierung angeblich nur im Falle einer Heirat möglich. Nach der Änderung ihres Nachnamens und folglich ihrer E-Mail-Adresse, musste eine österreichische Passagierin von Wizz Air ihre, bei der Firma gespeicherten Daten, aktualisieren. Da die Passagierin dies nicht selbst tun konnte, reichte sie einen "Berichtigungsantrag" für ihren Nachnamen und ihre E-Mail-Adresse beim Datenschutzbeauftragten von Wizz Air ein.
Drei Monate später hatte die betroffene Person immer noch keine Antwort erhalten. Sie reichte einen neuen Antrag auf Änderung ihres Nachnamens über das Kontaktformular des Unternehmens ein. Der Kundendienst teilte ihr mit, dass sie ihren Familiennamen nicht online ändern könne, außer im Falle einer Heirat. Sie hingegen, müsste das Wizz Air Call Center anrufen, was mehr als ein Euro pro Minute kostet.
35,67 Euro später - ein Teilerfolg. Erst nachdem sie etwa 32 Minuten am Telefon war, änderte Wizz Air jedoch den Nachnamen der Passagierin, ihre E-Mail-Adresse wurde jedoch immer noch nicht korrigiert. Ungenaue Daten haben häufig Folgen im wirklichen Leben: Informationen über einen stornierten Flug wurden an die frühere E-Mail-Adresse der Passagierin geschickt. Infolgedessen erfuhr die Passagierin erst in letzter Minute zufällig von dem stornierten Flug, da die Benachrichtigung an die frühere E-Mail-Adresse der Passagierin geschickt wurde.
"Wizz Air verlangt von den Passagieren, dass sie ihre Kontodaten aktuell halten. Laut Gesetz muss die Aktualisierung von Daten kostenlos sein, damit Billigfluggesellschaften die Einhaltung der DSGVO nicht zu versteckten Gebühren machen können" – Ala Krinickytė, Datenschutzjuristin bei noyb
Die DSGVO gibt den Kund*innen das Recht, ihre Informationen kostenlos zu korrigieren (Artikel 12 Absatz 5 DSGVO). In dem Wizz Air Kund*innen zwingt, ihre teuren Hotlines anzurufen, um Daten zu korrigieren, verweigert ihnen Wizz Air so ihr "Recht auf Berichtigung". Der Fall der Passagierin ist kein Einzelfall. Andere Kund*innen von Wizz Air haben sich auch über ähnliche Probleme beschwert (zum Beispiel hier).
"Die DSGVO besagt, dass die Verantwortlichen 'jeden vernünftigen Schritt' unternehmen sollten, um sicherzustellen, dass die Daten korrekt sind. In diesem Fall hat man das Gefühl, dass Wizz Air überhaupt keine Schritte unternommen hat. Der Antrag auf Berichtigung ist wahrscheinlich der unproblematischte Datenschutzantrag, den eine betroffene Person stellen kann. Besonders bei Fluggesellschaften ist es von großer Bedeutung, dass ihre Passagierlisten mit den Pässen übereinstimmen. Sie machen die Dinge komplizierter und kostspieliger als nötig" - Ala Krinickytė, Datenschutzjuristin bei noyb
Beschwerde eingereicht, mit einer möglichen Geldstrafe von bis zu 97 Millionen Euro. Aufgrund der Tatsache, dass Wizz Air systematisch versäumt hat, sich mit dem Recht auf unverzügliche und kostenlose Korrektur persönlicher Daten auseinanderzusetzen, hat noyb eine Beschwerde bei der österreichischen Datenschutzbehörde eingereicht.
"Laut Forbes ist Wizz Air nun Europas größte Fluggesellschaft. Dies macht es für sie umso wichtiger, ihre Praktiken anzupassen und die DSGVO Rechte ihrer Kundinnen und Kunden zu gewährleisten. Da dies bei Wizz Air ein größeres Problem darstellt, sollte die Datenschutzbehörde eine wirksame und abschreckende Geldstrafe verhängen. Unternehmen müssen verstehen, dass sie die Datenschutzrechte ihrer Passagiere nicht einfach ignorieren können" - Ala Krinickytė, Datenschutzjuristin bei noyb