TikTok trackt deine Kaufgewohnheiten – und weiß, welche Dating-Apps du nutzt

Online & Mobile tracking
 /  Wed, 17.12.2025 - 07:00

TikTok trackt seine Nutzer:innen nicht nur, während sie die TikTok-App selbst nutzen, sondern ist zunehmend auch in viele andere Websites und Apps integriert. So konnte das Unternehmen zum Beispiel nachverfolgen, dass ein User Grindr auf seinem Smartphone genutzt hat. Doch damit nicht genug: TikTok trackt seine Nutzer:innen nicht nur im gesamten digitalen Raum, sondern weigert sich, ihnen eine vollständige Kopie ihrer persönlichen Daten bereitzustellen. noyb hat daher zwei Beschwerden gegen TikTok und seine Datenpartner AppsFlyer und Grindr eingereicht.

TikTok unlawful off-app tracking

Unrechtmäßiges Tracking quer durch Apps. TikToks Datenhunger ist kein Geheimnis. Schließlich scheint der Algorithmus der beliebten Videoplattform ganz genau zu wissen, welche Inhalte die Nutzer:innen sehen wollen. Weniger bekannt ist jedoch, dass dich TikTok auch während der Nutzung anderer Apps trackt. Ein Nutzer erfuhr durch ein Auskunftsersuchen von dieser unrechtmäßigen Praxis: Nach wiederholter Nachfrage gab TikTok zu, dass es weiß, welche Apps er nutzt und was er in diesen Apps getan hat (z.B. ein Produkt in den Warenkorb gelegt). Enthalten waren außerdem Informationen über seine Nutzung der Dating-App Grindr (wahrscheinlich vom israelischen Tracking-Unternehmen AppsFlyer weitergeleitet). Dadurch kann TikTok Rückschlüsse auf seine sexuelle Orientierung und sein Sexualleben ziehen. Dies sind besonders geschützte Daten gemäß Artikel 9 DSGVO – und dürfen nur in Ausnahmefällen verarbeitet werden.

Kleanthi Sardeli, Datenschutzjuristin bei noyb: „Wie viele US-Plattformen sammelt TikTok zunehmend Daten aus anderen Apps und Quellen. Dadurch erhält die chinesische App ein umfassendes Bild der Online-Aktivitäten ihrer Nutzer:innen. Dass in diesem konkreten Fall die sexuelle Orientierung und das Sexualleben eines Nutzer offenbart wurden, ist nur eines der extremeren Beispiele.“

Komplizen bei der unrechtmäßigen Datenverarbeitung. TikTok konnte diese Informationen nur mit Hilfe des israelischen Datenunternehmens AppsFlyer und Grindr selbst erhalten. AppsFlyer fungiert dabei hächstwahrscheinlich als eine Art Vermittler, der die sensiblen Daten über den Beschwerdeführer von Grindr erhält und dann an TikTok weiterleitet. Das Problem: Weder AppsFlyer noch Grindr haben eine gültige Rechtsgrundlage gemäß Artikel 6(1) DSGVO für die Weitergabe der persönlichen Daten des Beschwerdeführers an TikTok. Außerdem haben sie sicherlich keinen legitimen Grund, seine sensiblen Daten weiterzugeben. Der Beschwerdeführer hat einer Weitergabe nie zugestimmt.

Unzureichende Antwort auf Auskunftsersuchen. Nutzer:innen sollten grundsätzlich über die Empfänger von persönlichen Daten informiert werden und eine Kopie dieser Daten erhalten. TikTok scheint dieses Recht jedoch strukturell zu verletzen. TikTok verweist Betroffene auf ein „Download-Tool“ – nur um dann zuzugeben, dass dieses Tool nur die vermeintlich „relevantesten“ Daten, statt allen persönlichen Daten enthält. Selbst nach mehreren Nachfragen, machte TikTok keine Angaben dazu, welche Daten zu welchem Zweck verarbeitet werden. Damit verstößt TikTok eindeutig gegen Artikel 12 und 15 DSGVO. Diese verlangen von Unternehmen, Informationen vollständig und in leicht verständlicher Form bereitzustellen.

Lisa Steinfeld, Datenschutzjuristin bei noyb: „TikTok verweist seine Nutzer:innen auf ein grundlegend unvollständiges ‚Download-Tool‘. Damit verstößt das Unternehmen strukturell gegen die gesetzlichen Anforderungen, eine vollständige Kopie der eigenen Daten bereitzustellen.“

Beschwerden in Österreich eingebracht. noyb hat deshalb zwei Beschwerden bei der österreichischen Datenschutzbehörde (DSB) eingereicht. Die erste Beschwerde richtet sich gegen TikTok und betrifft die unvollständige Antwort auf das Auskunftsersuchen des Beschwerdeführers. Die zweite Beschwerde richtet sich gegen TikTok, AppsFlyer und Grindr und befasst sich mit der undefinierten Datenverarbeitung abseits von TikTok, der fehlenden Rechtsgrundlage für die Weitergabe und Verarbeitung der Daten und den Verstoß gegen Artikel 9(1) DSGVO. Wir fordern TikTok auf, die fehlenden Daten bereitzustellen. Außerdem fordern wir die Beendigung der unrechtmäßigen Datenverarbeitung. Nicht zuletzt schlagen wir der Behörde die Verhängung einer Geldstrafe vor, um ähnliche Verstöße in der Zukunft zu verhindern.

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