Keine Reaktion seit einem Jahr: Ehemaliger Apple-Mitarbeiter fordert Datenschutzbehörden in einem offenen Brief auf, Überwachung durch Siri zu prüfen. noyb.eu wird den Fall untersuchen.
Generell sollte Siri nur dann zu hören, wenn sie durch einen Befehl wie "Hey Siri!" ausgelöst wird. In diesem Fall sind sich die Nutzer*innen bewusst, dass sie ihre persönlichen Daten weitergeben - sei es eine Suche ("Hey Siri, wo ist das nächste Restaurant") oder ein einfacher Witz ("Hey Siri, wie gut sehe ich heute denn wieder aus?").
Brief deutet erneut auf Verstöße seitens Apple hin. Ein öffentlicher Brief des Informanten und ehemaligen Apple-Mitarbeiters Thomas Le Bonniec beschreibt eine andere Realität: Laut Le Bonniec zeichnet Siri sogar dann auf, wenn sie nicht von den Nutzer*innen ausgelöst wird. Tausende Aufnahmen wurden an Apple geschickt, um dort von hunderten Mitarbeiter*innen angehört, analysiert und transkribiert zu werden. Apple hat somit Millionen vertraulicher Nachrichten voller intimer Details, politischer Meinungen, sexueller Vorlieben und Diskussionen gesammelt, ohne dass die Nutzer*innen sich dessen überhaupt bewusst sind.
Apple versprach Maßnahmen in 2019. In einer öffentlichen Entschuldigung im vergangenen August gab Apple zu, dass diese Praktiken gegen Datenschutzstandards verstoßen, die von ihren Usern erwartet werden. Die heutigen Enthüllungen zeigen, dass entgegen der Erklärung von Apple das Aufnehmen der Nutzer*innen nicht beendet wurde. Außerdem scheinen andere multinationale Tech-Firmen den gleichen Weg eingeschlagen zu haben.
Verletzung des EU-Datenschutzrechts. Die enthüllten Aufzeichnungen stellen eine schwere und massive Verletzung des Rechts des Einzelnen auf Privatsphäre, Vertraulichkeit und Datenschutz dar. Nicht nur die DSGVO (welche in wenigen Tagen ihr 2-jähriges Jubiläum feiert), sondern unter anderem auch die ePrivacy-Verordnung wurden (und werden vielleicht sogar immer noch) verletzt.
Keine Maßnahmen seitens der irischen Datenschutzkommission. In einer Erklärung vom Dezember 2019 kündigte die irische Datenschutzkommission ("DPC") an, dass sie mit Apple die Art und Weise festlegen wird, in der ihre Sprachassistenten die Datenschutzanforderungen erfüllen. Soweit uns bekannt ist wurde nach der Erklärung von Apple im vergangenen Jahr jedoch keine Untersuchung eingeleitet. Darüber hinaus haben die meisten Tech-Firmen mit ähnlichen Praktiken ihren Hauptsitz in Irland, wo Untersuchungen Jahre dauern können, bevor ein Ergebnis mit anderen Datenschutzbehörden geteilt wird.
noyb.eu plant Maßnahmen. Aufgrund des Umfangs und der Schwere der vermeintlichen Verletzungen erwartet noyb.eu, dass der Fall nach dem Dringlichkeitsverfahren gemäß Artikel 66 DSGVO überprüft wird. Unter Berücksichtigung der Entwicklungen planen wir, Beschwerden gegen solche Praktiken sowie Technologieunternehmen einzureichen, die ihre Nutzer*innen mit digitalen Assistenten aufzeichnen und Datenschutzgesetze verletzen.
Du möchtest den Fall unterstützen und Informationen zur Verfügung stellen? Dokumente können anonym über unser SecureDrop eingereicht werden oder du schickst uns eine Nachricht an info@noyb.eu.